Kuratiertes Portfolio
Serien & Einzelwerke
Corpus Dissolutus
"Corpus Dissolutus" ist für mich die härteste Arbeit, die ich bisher geschaffen habe. In dieser Serie zeige ich Körper im Zustand der Auflösung – verwest, fragmentiert, bis auf Knochen freigelegt. Doch es geht mir dabei nicht um Schock oder morbide Ästhetik. Ich male diese Körper, weil sie etwas tragen, das die meisten Menschen nicht sehen wollen: Spuren von körperlicher Gewalt.
Ich beschäftige mich seit Jahren mit Themen wie Verletzlichkeit, Misshandlung und den langfristigen Folgen körperlicher Gewalt. In meinem persönlichen Umfeld begegne ich immer wieder Geschichten, die niemand erleben sollte. Corpus Dissolutus ist mein Versuch, diese Realität sichtbar zu machen – nicht als Provokation, sondern als ehrlicher Blick auf das, was Gewalt mit einem Menschen zurücklässt.
Wenn ich Knochen male, male ich nicht den Tod. Ich male das, was übrig bleibt, wenn jemand systematisch verletzt wird – körperlich und seelisch. Ich male Zerfall als Metapher: für entwürdigte Körper, für verlorene Sicherheit, für Menschen, die nie geschützt wurden.
Für mich sind diese Bilder ein Gegenentwurf zum Schweigen, das körperlichen Missbrauch oft umgibt. Ich will nicht wegschauen, und ich will nicht, dass wir als Gesellschaft wegschauen. Jede Figur in dieser Serie trägt eine Geschichte, die nie erzählt wurde – und doch im Körper weiterlebt.
"Corpus Dissolutus" ist meine Art, Verantwortung zu übernehmen: für Aufklärung, für Prävention, für Bewusstsein. Diese Serie erinnert mich selbst immer wieder daran, dass Gewalt einen Menschen nicht nur verletzt, sondern zersetzen kann – Schicht für Schicht, sichtbar und unsichtbar.
Facies Vulnerata
„Facies Vulnerata“ zeigt Gesichter aus unmittelbarer Nähe – dort, wo jede Linie, jede Schwellung, jede Verletzung eine Geschichte trägt. Diese Arbeiten sind weniger deformiert als die Werke aus Corpus Dissolutus, doch nicht weniger ehrlich. Sie zeigen jene Art von Verletzlichkeit, die an der Oberfläche sichtbar wird, während der eigentliche Schmerz oft verborgen bleibt.
Die Reihe konzentriert sich auf das Spannungsfeld zwischen menschlicher Nähe und der Distanz, die Gewalt erzeugt. Die abgebildeten Gesichter wirken intim, fast vertraut, und doch lässt ihre Haut kleine Spuren zurück: Rötungen, Kratzer, Schatten. Keine dramatischen Verwüstungen – sondern jene feinen Zeichen, die sich in ein Gesicht einschreiben, wenn jemand mehr erlebt hat, als er erzählen möchte.
„Facies Vulnerata“ ist eine Einladung hinzusehen. Nicht um zu schockieren, sondern um zu verstehen, was sichtbare Verletzungen über uns verraten – und was sie verbergen. Jede Darstellung ist ein stiller Moment zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit, zwischen Zurückhaltung und Offenheit.
In Planung – Werke folgen.
Obscura Ascendens
„Obscura Ascendens“ zeigt Körper im Moment des Überlagertwerdens – nicht durch äußere Gewalt, sondern durch etwas Inneres, das nach oben steigt. Die schwarze Masse, die sich in diesen Werken vom unteren Bildrand her ausbreitet, steht für jene Art von Dunkelheit, die sich leise bemerkbar macht: emotionale Erschöpfung, Schwere, das allmähliche Entgleiten des eigenen Lichts.
Die Figuren bleiben sichtbar, solange sie können. Ihre Konturen sind klar, ihre Haltung menschlich; doch die Dunkelheit berührt sie bereits. Es ist kein abruptes Verschlingen, sondern ein Prozess des langsamen Überwucherns, wie ein Zustand, der sich über die Haut legt, bevor man selbst versteht, was geschieht.
„Obscura Ascendens“ versucht nicht, Depression zu definieren oder zu erklären. Stattdessen zeigt die Reihe den Übergang – dieses leise, kaum fassbare Moment, in dem die innere Schwere beginnt, Raum einzunehmen. Ein Zustand zwischen Widerstand und Aufgabe, zwischen Sichtbarkeit und Versinken.
In Planung – Werke folgen.
Scena Mortua
„Scena Mortua“ erzählt von Kindern, deren Bewegungen nicht mehr aus eigener Kraft entstehen. In dieser Reihe hängen die Figuren an feinen Fäden, geführt von Händen, denen sie vertraut haben – Eltern, Bezugspersonen, Menschen aus ihrem engsten Kreis. Die Bühne, auf der sie stehen, ist dunkel und still. Ein Raum, in dem Nähe zur Kontrolle wurde und Zuwendung zur Manipulation.
Die Kinder wirken wie Marionetten: erschöpft, leblos, ausgehöhlt von Erwartungen, die nicht ihre eigenen sind. Die Fäden stehen für emotionale Abhängigkeiten, für die leisen Formen von Einfluss, die von innen kommen – subtil, vertraut und deshalb so schwer zu erkennen. Manipulation, die nicht laut ist, sondern stetig; die sich in Gesten, Worten und Rollenbildern zeigt, bis das Kind beginnt, sich nur noch entlang dieser Fäden zu bewegen.
„Scena Mortua“ ist keine Darstellung von Gewalt im offensichtlichen Sinn. Es ist ein Blick auf das Unsichtbare: jene Dynamiken, in denen Kinder zu Trägern fremder Wünsche werden, statt ihre eigenen zu entdecken. Es ist die stille Bühne einer Beziehung, die ihre natürliche Wärme verloren hat und zu etwas Formendem, Zwingendem geworden ist.
Diese Reihe möchte nicht anklagen, sondern sichtbar machen. Denn Manipulation geschieht oft dort, wo Vertrauen am tiefsten ist – und genau deshalb muss man hinschauen.
In Planung – Werke folgen.